Ultima East 2024 - drei deutsche Mittelgebirge
Frank und Heiko wollten auch 2024 auf große Fahrt gehen. Heiko wollte etwas in der Nähe, Frank hat es akzeptiert. Der Plan war am Dreiländerdreieck zwischen Polen, Tschechien und Deutschland in Zittau zu starten, dann über das Erzgebirge, den Thüringer Wald und den Harz nach Braunschweig zu fahren. Frank wollte so wenig wie möglich Asphalt benutzen (120km Singletrack, 107km Asphalt, 690km total).
Tag 1
Zittau - Děčín 59km
Der erste Tag startete relativ entspannt mit einem guten Frühstück zwischen Rentnern und der Gewissheit, dass die 60km und 1200hm ja eigentlich nur eine Halbtagestour sind, so dachten wir. Es fing mit einer kleinen Umleitung wegen eines Dorf-Autorennens an. Dann zickte Franks Federgabel, die Halterung von Heikos Arschrakete gab den Geist auf, ein freundlicher Anwohner hat uns geeignete Kabelbinder geschenkt. In Tschechien fuhren wir auf unwegsamen Waldwegen ohne Menschenseele, die Anstiege wurden anspruchsvoller (Boden und Steilheit), das Wasser wurde knapp, die Zeit rannte dahin. Es gab dann zum Glück fanden wir in Česká Kamenice ein Restaurant, wo wir uns stärken konnten. Funfact, der Gast mit dem Papagei auf der Schulter, Typen gibt es. Am Ende führte uns Komoot über Rinderwiesen mit blökenden Rindern und mit einigen Elektrozäunen, die wir überwinden mussten. In Děčín im Hotel Česká Koruna mussten wir feststellen, wir hatten 8 Stunden für 60 km gebraucht, morgen muss mit Asphalt begradigt werden.

Tag 2
Děčín - Olbernhau 92km
Der zweite Tag begann mit einem Frühstück in dem kantinenartigen Raum im Hotel. Der asiatische Betreiber des Hotels legt den Fokus nicht auf die Morgenmahlzeit. Wir haben uns gleich zu Beginn 300hm gekniffen und stattdessen den Fernradweg 23 genommen. So waren die ersten 25km und Murren von Frank schnell abgespult. Von der Straße wieder runter gab es bereits nach 500m schon wieder die ersten Fotomotive und die Stimmung bei Frank ging hoch während es bei Heiko runter ging. Es ging es öfters über Wiesen zwischen den Waldstücken, was großartige Fernsichten ermöglichte. Der Weg hoch zum Mückentürmchen hatte es in sich (selbst Heiko stieg ab) aber die Landschaft war zu gut. Oben angekommen gab es mittelmäßigen Leberkäse und Bratwurst. In Tschechien fahren noch wesentlich mehr Bio-Bikes statt Mofas (Motorfahrräder). Nach 20cm großen, quaderförmigen Steinblöcken auf dem Weg ging es zum Glück auch wieder über Waldautobahnen bis nach Seiffen für Kaffee und Kuchen. Von Seiffen ging es nur noch mit Schmackes auf der Straße runter nach Olbernhau. Die coole Hotelbetreiberin im Hotel zum Popp’schen Gut Olbernhau machte uns noch Essen, obwohl ihr 1-Frau-Restaurant gar nicht offen hatte.

Tag 3
Olbernhau - Johanngeorgenstadt 89km
Am dritten Tag kamen wir etwas spät los, das gute Frühstück hatte uns aufgehalten. Dank der schlechten Regenklamotten sind wir ganze 30 Minuten trocken geblieben. Der erste lange Anstieg durch Wälder war aber angenehm, da man so die Kälte und die Nässe kompensieren konnte. Irgendwann wurde es flacher und windig dazu. Die Eigenwärme reichte nicht mehr aus. Heiko konnte irgendwann seinen Körper nicht mehr benutzen und so waren wir heilfroh in Satzung ein Restaurant zu finden. Es sollte eigentlich um 11:00 Uhr aufmachen, war um 11:10 Uhr war es immer noch geschlossen und Panik machte sich bei Heiko breit. Kurzerhand schlich er ums Haus, Frank vernahm nur noch Hundebellen und Heiko steckte irgendwann den Kopf von innen durch die Restauranttür. Nach 2 Heißgetränken und einem guten Mittagessen ging es eine gute Stunde spater weiter. Himmel und Stimmung hellten sich auf. Es kam ein langer Anstieg entlang der Fichtelbergbahn und und wir erreichten den höchsten Punkt der ganzen Route den Fichtelberg. Bis dahin haben wir noch 200hm bei 17% geschoben, weil Frank und sein Navi dies so wollten. Oben gab es nochmal eine Pause mit Strudel. Runterwärts fuhr Frank ein paar Minuten früher die MTB Abfahrt (Tops speed 57 km/h) , Heiko nahm die Autoroute uber Asphalt. Diesmal verfuhr sich Heiko, er kam 5 Minuten später am Kuhwiesentreffpunkt an. Über Waldautobahnen, beschissene Waldwege mit Wasserlöchern und eine schöne Asphaltstraße mit Bach nebenan ging es zum letzten Anstieg nach Rabenberg. Frank hat dann einmal nicht genau genug auf sein Navi geguckt und ist dann falsch abgebogen. Er hatte so viel Spaß an den Wurzeln, dass er alles um sich rum vergaß. Irgendwann hat er angehalten, weil er irgendwie Heiko aus der Ferne rufen hörte. Heiko hatte dann angerufen und erklärt, daß wir falsch wären und jeder allein für sich zum Ziel fährt. Frank verlor sich im Grenzgebiet, es gab keine Wege, keine Schilder und kein Netz. Heiko fand recht schnell wieder auf die Route. Frank kam 30 Minuten später ins Hotel Sportpark Rabenberg. Frank nannte es Jugendherberge. Morgen soll es weniger regen und nicht mehr so viel hochgehen.

Tag 4
Johanngeorgenstadt - Hof 90km
Das Frühstück im Sportpark Rabenberg war gut und wir konnten rechtzeitig starten. Am Anfang war der Himmel noch grau und regenverhangen, es sollte aber bald besser werden. Heiko fuhr die Straße vom Rabenberg hinab und Frank hat die Flowline genommen. Diese ging aber erst mal 100 Meter hochwärts, aber das war ok. Danach ging es eine ganze Weile uber feinste Gravel-Strecken, die nebelbehangenen Wälder hatten etwas Beruhigendes. So ging die Fahrt ohne Probleme immer wieder rauf und runter bis wir im Ferienhotel Mühlleithen von dem leckeren Pfifferlingsmenü nahmen. Gestärkt ging es an die zweite Hälfte des Tages und wir gute Laune.
Die längste schnurgerade Waldstraße auf der Welt endete kurz nach einer Straßenkreuzung im Nichts. Unser Track sagte uns geradeaus in den Wald (Richtung Nichts). Die Alternative, die die Harvester geschoben hatten, wurde irgendwann unpassierbar. Wir trugen die Fahrräder durch einem dichten Nadelwald, holten uns die entsprechenden Kratzer und kamen auf eine Bahnstrecke. Die sah zunächst unbenutzt aus, doch die Schienen waren blank. Egal, die Straße kommt in 500 Metern, zum Glück gab es eine Art Versorgungspfad daneben. Gut, dass wir aus dem Gleis gingen, 5 Minuten später kam ein sehr leiser Regiozug um die Ecke. Das wäre knapp geworden, Personen im Gleis hätten den Eisenbahnbetrieb womöglich unterbrochen. Die Zeit verflog wieder und wir wollten einmal früher im Hotel sein. Daher entschieden für die Straße und die letzten 20km bis zum Hotel dort zu verbringen. Der Wind und die Blechlawine waren dann unangenehm. Am Ende waren wir früh genug im Brauereigasthof Falter in Hof, denn es gab nur bis 19:30 Uhr Essen.

Tag 5
Hof - Neuhaus am Rennweg 80km
Das Hotel war super aber wir mussten leider irgendwann raus in den Regen. Der Weg bis nach Blankenstein bestand aus unspannenden Nebenstraßen im Regen. Am Start des Rennsteigs in Blankenstein gab es nur unfreundliche alte Frauen und einen Bäckerstand im Supermarkt ohne Sitzmoglichkeiten. Wir nutzten die Müllsammelbehälter als Tresen und stopften Kuchen in uns hinein. Wärmer und trockener wurden wir nicht, das Wetter blieb bei 10 °C und Regen. Wir entschieden uns für den Radelrennsteig, um nicht so spät anzukommen. Der Radel-Rennsteig besteht eben nicht aus Trails sondern aus Asphalt und Schotter, was versprach, schneller zu sein. Bis Brennersgrün lief es ganz gut aber uns wurde immer kälter. Im Rennsteighaus konnten wir uns aufwärmen, das Haus ist eine gute Zuflucht vom Regen, mit Vertrauenskasse für Riegel und Getränke, sogar eine kleine Kaffeemaschine steht dort. Es waren noch 20km bis zum Ziel und erst 13:00 Uhr. So beschloss Frank den Wander-Rennsteig weiter zu fahren, einschließlich seiner wurzeligen Single-Trails. Heiko würde so zwar gut eine Stunde früher im Hotel sein, aber das war es wert. Die Single-Trails glichen durch den Dauerregen eher einer endlosen Bachdurchfahrt, was für Frank die Sache aber nicht weniger spaßig machte. Wurzeln wechselten sich ab mit Geröll, Schotter und Waldautobahnen. Bald kam Frank in Neuhaus am Rennweg im Hotel Schieferhof an. Aber wo ist Heiko? Nach dem Einchecken und Fahrrad Verstauen Heiko lokalisieren. Er war auch schon in der Stadt aber noch etwas weg. Heiko kam mal wieder mit seinem Navi nicht klar, hat 7 extra Kilometer und 200 Bonus Höhenmeter gemacht. Es gab ein hervorragendes Abendessen und eine frühe Nacht.

Tag 6
Neuhaus am Rennweg - Friedrichroda 85km
Draußen sind es nur 4 °C, dafür waren wir underdressed. Also spontan rüber zu Ski & Bike Marr und erst mal eingekleidet Die Verkäuferin hatte richtig Ahnung und hat uns sehr gut geholfen. Heiko hat Frank die letzten 100% Handschuhe vor der Nase weggekauft. Zumindest ohne Regen sollte es durch den Tag gehen. Der Plan war hauptsächlich den Radel-Rennsteig zu fahren. Ab und zu bot sich der Wander-Rennsteig an, um abzukürzen. Wir sind so viel auf Asphalt und Waldautobahnen gefahren, nach den letzten Tagen hatten wir uns das verdient. Die Kilometer verflogen nur so genauso wie die Höhenmeter. Frank ist ab und zu auf den Wander-Rennsteig ausgewichen und hatte so seinen Spaß. Der Bahnhof Rennsteig bietet eine schicke Einkehrmoglichkeit und so gab es ein ausgiebiges Mittagessen und wir konnten gestärkt die zweite Tageshälfte in Angriff nehmen. Zum Ende hin haben wir komplett auf den Wander-Rennsteig gesetzt, Heiko wusste, daß dieser dort gut fahrbar ist. An den Abfahrten hinter Oberhof sind Schilder aufgestellt, es sei gefährlich ist und man solle langsam fahren. Verantwortungsvoll hat Frank die Bremsen aufgemacht, aber schnell gesehen, dass sich durch den Regen ziemlich tiefe (50cm breit, 40cm tief) Regenfurchen gebildet haben, die kreuz und quer verliefen. Hoffen, dass die Gabel und das Hinterrad das bei 30 bis 40km/h abfedern oder drüber springen, sonst zerlegt es einen. Was für ein Spaß für Frank und es ging alles gut aus. Unten dann auf Heiko warten, aber der kam nicht. Angerufen, ja hab mich gemault. Also Frank wieder in Sorge hoch. Aber Heiko kam dann wenig später runter gerollt. Heiko hatte sich beim Ausweichen einer der genannten Furchen an einem rausstehendem Ast aufgehangen und in der Furche gemault. Er hat dann aber alles wieder gerichtet, sich geschüttelt und es ging weiter. Alles klar, dann jetzt etwas langsamer weiter, damit so etwas nicht nochmal passiert. Am Ende haben wir wieder den Radel-Rennsteig genommen, der ging erst 200 Meter runter und danach wieder hoch, und das mit schon 80km in den Beinen. Nach üblichen Flüchen kamen wir völlig fertig im Hotel Tanzbuche an. Heiko meinte, es wäre eher eine Absteige, war aber seit 20 Jahren nicht mehr hier. Seit dem hat sich sehr viel getan und die Zimmer sind super, das Restaurant hervorragend, Heiko lag daneben. Das viele hoch und runter hat bei Frank die Bremsbeläge zerlegt, zum Glück hatte er welche am Morgen gekauft. Die durfte er dann erst mal in der Sonne vorm Hotelzimmer wechseln.

Tag 7
Friedrichroda - Dingelstädt 95km
Es gab wieder ein super Frühstück und wir sind früh los gekommen. Heute sollte es nochmal anstrengend werden, zwar ging es größtenteils bergab den Rennsteig runter aber danach sollte es wieder hügelig werden bis zu unserer nächsten Unterkunft. Auf der Hohen Sonne gab es eine gute Thüringer Rostbratwurst, dabei haben wir über die SUV Mofa Fahrer gelästert, als diese sich vorbereitet haben, um den Rennsteig zu “rocken”. Oh Mann. Der Rennsteig hinter der Hohen Sonne geht zwar tendenziell runter, hat aber immer wieder Rampen nach oben. Das schlaucht. Wir haben dann das offizielle Ende des Rennsteigs unter einer riesigen Autobahnbrücke bei Lärm genossen. Die Luft war allerdings bei Heiko raus. So haben wir Alternativrouten über Asphalt gesucht. Auf einem Hof mit Laden haben wir Nahrung gefunden und Heiko stellte fest, dass er hier vor 4 Wochen erst mit seiner Frau war. Dinger gibts…. Der Zwetschgenkuchen war jedenfalls super und danach ging es auf Asphalt weiter. Der Umweg war länger UND hatte 12% Steigung. Wir redeten uns ein, dass es trotzdem einfacher als die Originalroute wäre. Das Ziel kam näher, doch es fühlte sich immer noch so weit weg an. Es zog sich alles elendig in die Länge und nach 2 Anstiegen zum Schieben hatte Frank die Vermutung, daß sich Heiko gleich ein Taxi ruft. Aber nix da, die letzten 20 km haben wir auch noch irgendwie geschafft und trotz gutem Gegenwind und dem entsprechenden Fluchen. Zuletzt hat es nochmal richtig geregnet, aber das war egal, wir sind angekommen. Das Hotel Deutsches Haus in Dingelstädt ist eher von der Kategorie basic, so auch das Essen. Aber es hat trotzdem geschmeckt und man konnte gut schlafen. Morgen kommt der letzte Push bergauf bis nach Altenau im Harz, wir sind gespannt.

Tag 8
Dingelstädt - Altenau 76km
Nach dem Frühstück waren wir leicht demotiviert. Es soll sonnig werden, aber der Wind wird gut von vorn kommen. Egal, Sachen gepackt und Richtung Harz gerollt. Es ging wieder immer steil rauf um danach wieder runter zu gehen. Am Vormittag zogen wir wieder oft Asphalt vor, um Strecke zu machen. Schnell sind wir über die innerdeutsche Grenze gekommen und waren nach 8 Tagen wieder in Westdeutschland (Ausnahme Hof in Bayern). Auf dem Marktplatz in Duderstadt gab es Gebäck und Bratwurst, was für die Stimmung half. Als wir Duderstadt verließen, fiel uns ein Gebäude mit vielen vielen Kameras und seltsamen Beschriftungen wie Arena, Tempel und Cube auf. Das war vielleicht ein Riesenbordell mit abgefahrenen Themenräumen. Das hat für Belustigung gesorgt. So langsam konnten wir den Harz sehen. Der Weg verlief auf einer alten Bahnstrecke zwischen Pöhlde und Herzberg. Es grauste uns vor dem finalen großen Anstieg. Vorher nochmal stärken, es gab eine Pizza in Herzberg. Wir hatten wieder Energie und selbst Heiko (bis hier im Notbetrieb) hatte wieder alle Kraft der Welt. Also die nächsten 660 hm am Stück angehen und den Harz hoch. Das lief echt gut und wir sind ruck zuck oben angekommen. Dann ging es mehr oder weniger gerade durch den abgestorbenen Wald, wir haben dort viele Wanderer getroffen. Die Abfahrt über Forstwege runter nach Altenau war nochmal eine Belohnung für so einem Trip. Im Landhotel Alte Aue in Altenau gab es eine heiße Dusche, gutes Essen, wir konnten mit einem Bier auf eine weitere Tour anstoßen, die wir nicht vergessen werden. Morgen nach dem Frühstück wird Heiko nach Goslar zum Zug rollen und Frank bis nach Hause nach Braunschweig fahren.
