Dànachd 2023 - ein schottisches Abenteuer
Als Frank und ich im letzten Herbst aus dem Harz zurückkamen, suchten wir nach einer neuen Herausforderung. Es wurde eine Fahrt nach Schottland, es sollte zunächst entlang der niederländischen und belgischen Nordseeküste nach Calais gehen. Dann wollten wir mit der Fähre nach Dover fahren, danach weiter mit dem Rad und der Bahn nach London. Von London würden wir mit dem Caledonian Sleeper nach Glasgow und mit dem Regionalzug weiter nach Aviemore fahren. Die Radtour führt dann von Aviemore nach Inverness, von Inverness den Badger Divide zurück nach Glasgow.
Wir kauften Tickets für Züge und Fähren, buchten B&Bs und warteten.
Eines vorweg, es hatte am Ende fast alles perfekt wie geplant geklappt, das war schon fast langweilig.
Schottland, wo wir meist fuhren, das heißt in erster Linie fernab von Massentourismus, keine Mobilfunkabdeckung, wenig Einkehrmöglichkeiten unterwegs. Das heißt aber auch, unglaubliche Eindrücke, Gänsehaut, Leiden, Fluchen, Stolz, einfach nur Glück.
Und auch noch ein paar Worte zum Badger Divide, im Netz steht geschrieben, das Ding kann man mit dem Gravelbike fahren. Ich würde sagen, man kann ihn mit dem Gravelbike bezwingen, fahren kann man nicht immer.
Die Strecke
Tag 1
Roosendaal - Goes 79km
Die Bahn brachte uns pünktlich nach Roosendaal. Bei perfektem Spätsommerwetter sind wir über traumhafte Nebenstraßen und Radwege und später entlang dem Südufer der Halbinsel Zeeland gefahren.

Der Security Typ an einer Baustelle, die wir illegal passierten, hätte uns fast Schwierigkeiten gemacht, er mochte keine Deutschen. Gott sei Dank hatten wir die ganze Zeit Rückenwind, denn wir kamen ohnehin schon recht spät in Goes an.

Hektisch eingecheckt und um 20:30 am Markt von Goes noch was zu essen bekommen. Tolles B&B (Oostmolenhoeve), Tolle Zimmer, tolles Frühstück.

Special-Fact, in NL gibt es an den Ampeln Annäherungsschleifen für Radfahrer, die funktionieren sogar, schnell!
Tag 2
Goes - Oostende 109km
Über super ruhige kleine Landstraßen ging es zwischen Obstplantagen und Gutshöfen bis nach Vlissingen. Mit der Fähre Westerschelde von Zeeland sind wir zum Festland übergesetzt.

Wir sind dann auf Dünenradwegen bis zur belgischen Grenze gefahren, in Belgien waren es vorwiegend hässliche Plattenwege entlang der Küstenschnellstraße. Brügge und Oostende bestechen durch 70er-Jahre Plattenbaumonster.

In Oostende den Navigationszipfel zum Hotel Hofkammers verpasst und trotzdem glücklich angekommen. Wieder perfektes Frühstück, die Zimmer waren so lala.
Special fact, auf der Suche nach Leckerlies zerreißen die Möven morgens die Müllsäcke, danach stinkt es erstmal nach Gülle in der ganzen Straße.
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Tag 3
Oostende - Calais 115km
Frank (Smiley) musste nach 10km die erste Pause machen. Kurz danach hatte ich einen Platten. 2. Pause für Heiko (kein Smiley).

Von daher lagen wir schon nach 13km beträchtlich hinter dem Plan. Nachdem wir zuerst noch entlang der Strandpromenaden gefahren sind, kamen wir zur kostenlosen Fähre in Nieuwpoort, die nicht existierte. Danach ging es in den Wald. In Frankreich lief der Eurovelo 12 autofrei zwischen Dünen und den angrenzenden Orten, das war ganz nett. Wir bekamen Hunger. In Dunkerque gab es zum Glück Pasta Carbonara für mich und für Frank Fish&Chips, leider kein Baguette. Nach dem Essen war mir schlecht, es war Hölle heiß. Nach ein paar Kilometern ging es wieder. Wir mussten am Nachmittag noch gut 50km bei sengender Hitze und wenig Schatten bis nach Calais fahren.
In Gravelines machten wir eine Pause am Leuchtturm, die örtlichen Rentner haben sich verkrümelt, wir konnten einen fortgeschrittenen Windsurfer bestaunen. Calais ist nicht schön, es ist noch hässlicher im Berufsverkehr. Wir mussten einmal quer durch.
Not-so-fun-Fact, die Refugees in den Wäldern an der Bahnstrecke nach Calais vermitteln einen Eindruck vom Elend der Welt.
Hotel Sure by Best Western war OK. Das Restaurant daneben war super, die beiden 1200GS Typen aus UK waren super cool, das hat dazu geführt, daß wir etwas mehr tranken als geplant.
Tag 4
Calais - London 50km
Der Morgen im Hotel war etwas schleppend aufgrund der vorabendlichen Flüssigkeitszufuhr. Auf dem Weg zur Fähre war eine Brücke gesperrt und ein freundlicher Dockarbeiter hat uns in gebrochenem Englisch erklärt wo es lang geht.
Am Fährterminal mussten wir 5 mal unseren Pass vorzeigen und sind wie die Autos auf die Fähre gefahren.

Die 65 jährige Radfahrerin und ihre zwei Begleiterinnen kamen von einem 1000km Trip aus Istanbul und haben ihre Frankreich nach Istanbul Etappenfahrt abgeschlossen. Zwischen den LKWs zu warten auf das Disembarkment war gruselig.

In Dover ging es auf eine herrliche Tour übers Land mit einigen Anstiegen und einem 5er BMW, der uns fast umgenietet hätte.

In Canterbury gab es Kuchen und die Zugtickets nach London. Die Mädels in der Gegend sehen wesentlich nuttiger aus als in Deutschland was zu interessanten Gesprächen geführt hat.
In London ging es auf eine kurze Stadttour wo ich laut Frank 2 mal fast umgebracht wurde und diverse Autofahrer die Deutschen verflucht haben. Es gab eine krasse pro EU Demo hat auf der Westminster Abbey, da wurde laut “Freude schöner Götterfunken” gesungen, ich habe mitgesungen, soweit ich Text-sicher war. Der zweite Radshop hatte auch meine geliebte Tubilitos (leider nur die 50g Klopper).
Am späten Nachmittag haben wir eine super Pizza gegessen. Den Abend haben wir vor dem Bahnhof Euston verbracht zwischen Familien, Touristen, Dealern mit irren Augen und Obdachlosen Bettlern die Colaflaschen von den Tischen klauen. Der Caledonian Sleeper hatte super Kabinen und leckere Nachos. Ich habe beschissen geschlafen und Frank so ein bisschen.
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Tag 5
Aviemore - Inverness 56km
Wir haben uns völlig übermüdet aus dem Nachtzug gepellt. Die Fahrt war eher weniger erholsam dafür aber zeitsparend. Als erstes gab es Frühstück bei Costa für beide mit einem Eimer Kaffee für mich. Die Zugfahrt nach Aviemore war eher unspektakulär aber nicht stressig.

Als wir in Aviemore losgefahren sind hatten wir keine zu großen Erwartungen, dass wir den ersten Anstieg einfach durchblasen aber es war noch krasser als erwartet. Dauerhaft 8-10% mit kleineren 14% Anstiegen auf 5km haben ihre Opfer gefordert. Ich habe öfters geschoben und die üblichen Flüche “Wer denkt sich sowas aus?”" waren obligatorisch.

Oben angekommen begrüßte uns allerdings eine beeindruckende Aussicht über die schottischen Highlands. Die Abfahrt danach war sehr spaßig und zog sich wesentlich länger als erwartet. Aus dem Hochland wurde langsam eine Art schroffe Weidelandschaft mit einem Fluss inkl. Nacktbadern und einer einsamen Hütte. Die Gravel Abfahrt führte weiter an und durch einen Nadelwald mit konstanter Gravitationsbeschleunigung gepaart mit zwei großen grinsenden Gesichtern. Unten angekommen begrüßten uns Schafe und wir mussten die Eindrücke erstmal sacken lassen.


Anschließend ging es gemixt weiter über Waldwege, durch Farmtore und Radwege und Straßen. Teilweise bergauf und bergab aber nie wirklich gerade. Allerdings machen uns auch in Schottland die großen Baufahrzeuge schnell klar, dass wir besser von Weg verschwinden, wenn sie auf uns zukommen. Irgendwann endete der Weg in einem Moor wo wir ca. 200m durchfahren wollten, nach 40m aber schon so tief eingesackt sind dass wir direkt nasse Füße bekommen haben. In der Bachdurchquerung danach haben wir versucht, den Mock wieder aus den Schuhen zu bekommen. Obligatorisch war auch, dass ich mir meinen zweiten Platten gefahren habe. Der konnte aber nicht besser kommen, weil es an einer seltenen schattigen Bank passierte. Freundliche Einwohner haben uns Hilfe und Material angeboten, was uns positiv überrascht hat. Der letzte Anstieg um 17:30 musste (wie auch sonst) ein Single Trail sein den wir hochgeschoben haben in der Hoffnung auf eine Gravel oder Asphalt Abfahrt im Anschluss. So kam es natürlich nicht und der Single trail hat sich noch 2km weiter bergab gezogen mit entsprechenden Zeitverlusten. Als wir endlich Asphalt unter die Reifen bekommen hatten, konnten wir bis Inverness zum Hotel rollen lassen. Wir waren am Ende ziemlich kaputt haben den Abend trotzdem genossen dann aber 21 Uhr wegen Müdigkeit vorzeitig beendet.
Das Premier Inn scheint ein beliebtes Bikepacking Hotel zu sein, es waren viele Biker hier, wir sollten die Räder gleich mit auf das Zimmer nehmen.
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Tag 6
Inverness - Fort Augustus 65km
Mein Brustgurt hatte sich vom Schweiß zersetzt, wir hatten eine Stunde vergeblich versucht, in Inverness Ersatz zu beschaffen, kamen entsprechend spät los. Aus Inverness raus gleich richtig geschwitzt nach den ersten 200hm.


In Drumnadrochit zwischen Touristen ein Stück Kuchen genommen (Frank 2). Danach sind wir sehr lange den Great Glenn Way gefahren und haben Loch Ness mit tollen Aussichten passiert.


Von Loch Ness musste weg geschoben werden, haben Antoine mit der Gitarre getroffen, er hat uns ein Ständchen gesungen. Der Tag zog sich wieder länger als gewollt, in der Bank of Scotland gab es kein Zimmer für uns, die Dame hat uns aber eines im Kettle House vermittelt. Zum Essen am Kanal über den Golfplatz nach Fort Augustus geirrt.
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Tag 7
Fort Augustus - Roy Bridge 70km
Wir haben morgens nach dem Frühstück unser B&B verlassen mit dem Wissen den anstrengensten Anstieg zum höchsten Punkt des Badger Divide anzutreten. Nach ein paar Minuten auf der Landstraße ging es rechts ab auf ein kurzes Stück Single trail an einem kleinen Schloss vorbei bis die 12km lange grobschotterige Militärstraße los ging, der General Wade Way oder auch Corrieyairack Pass genannt.

An sich war der Anstieg schwer und hatte auch einige Schiebepassagen. Es war aber nicht so schwer wie im Netz beschrieben (der schwerste Anstieg den die meisten je gemacht haben). Nach dem ersten Viertel trafen wir auf zwei weitere Bikepacker die sehr unterschiedliche Leistungen hatten und in Zelten übernachten. Wir haben sie nach einiger Zeit nur noch in der Ferne gesehen. Nach gut der Hälfte waren die Bäume weg und man war nur noch von schottischem Hochland umgeben. Passend dazu fing auch endlich mal das schottische Wetter an mit waagerecht “fallendem” Nieselregen bei 35km/h Gegenwind.

Oben angekommen hat auf uns eine ähnlich schwere Abfahrt erwartet. Die hatte anfangs einige Serpentinen, die durch die ganzen blockierenden Hinterräder der hunderten Fahrradfahrer komplett aufgerissen war und nur noch aus Tennisball- bis Fussball-großen Steinen bestand. Hier hat sich Frank auch endlich mal gemault. Der Umkipper im Stand hat aber keine bleibenden Schäden hinterlassen.

Nach den Serpentinen kam ein relativ gerade verlaufenden Double Trail wo alle 100m dicke quer Steine die Weiterfahrt verhinderten und man drüber schieben musste. Dadurch kam nie richtig Geschwindigkeit auf. Nach einer Flussdurchfahrt kam aber eine Asphaltstraße auf der wir Strecke machen konnten.

Die darauffolgenden Strecken über Forststraßen zwischen den Bergen wirkten schon fast langweilig gegenüber dem, was wir auf dem Pass gesehen haben.

Das letzte Stück Gravel ging entlang eines Lochs mit Regen und vollem Gegenwind. Alles nicht so schlimm wenn der Weg nicht aus losem zerbröseltem Asphalt bestehen würde wodurch man stark gebremst wurde.

Die letzten 20km abseits des Badger Divide führte über eine langweilige Landstraße berab zu unserer polnisch geführten Unterkunft die ganz gut ist aber eigentlich zu teuer. Abends gab es in dem ebenfalls polnisch geführten lokalen Pub unfreundliche Bedienung und mittelmäßes Essen. Die Polen scheinen hier die lokalen Geschäfte gerettet zu haben. Wir freuten uns darauf früh das Licht auszumachen und freuten uns nicht auf den morgigen Anstieg zurück zum Badger Divide.
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Tag 8
Roy Bridge - Kinloch Rannoch 80km
Frühstück im Birchbank war OK, unser Tisch war nur mikroskopisch klein, wo wir beide doch immer so Schwierigkeiten mit unseren Beinen unter dem Tisch haben. Zuerst mussten wir wieder die knapp 20km auf der A86 zurück zum Badger Divide fahren. War selbst für Frank nicht schlimm. Dann ging es einige Kilometer auf feinschottriger Forststraße leicht wellig ganz entspannt.


Vorbei am Loch Ossian (perfekter Gravelhighway für Heiko, Frank dann das nicht so toll) kamen wir wie geplant zur Bahnstation Corrour. Dieser einsame Platz hat lediglich den Bahnhof, ein kleines Hostel und die Bahnhofsgaststätte.

Die Bahnhofsgaststätte, von außen eher ein unscheinbares Gebäude, wirkt von innen wie ein Leuchtturm der Gastfreundlichkeit in der kargen und leeren Natur der schottischen Highlands. Man wird von Stationshunden begrüßt bei denen füttern verboten, streicheln aber ausdrücklich erlaubt ist.

In der Küche singt die Köchin zu den gute Laune Songs aus dem Radio, andere Wanderer und Fahrradfahrer genießen Essen und Trinken. An den Wänden findet man Regale voll mit Sachbüchern über Schottland und die Natur, neben dem Holzofen steht ein Gitarrenkoffer mit der Aufschrift “Play me!” und der Stapel Gesellschaftsspiele ist schon ganz abgegriffen. An der Bar erwarten einem eine Auswahl an Kuchen und Getränken und die Bedienungen sind sehr zuvorkommend. Diese Gaststätte war einfach eines der größten Highlights der Fahrt. Nach Corrour ging es einen endlosen steinigen (große Steine) Anstieg hoch. Das wie wiederum schön für Frank, Heiko musste mal wieder schieben. Wieder im Tal angekommen haben wir Pause auf dem warmen Holz einer Brücke gemacht und wieder beide das Leben genossen.

Am Ende haben wir etwas abgekürzt, wir sind auf der Nordseite des Loch Rannoch zum Loch Rannoch Hotel and Spa gefahren. Dort übernachten vorwiegend sehr alte und reiche Schotten, toller Pub, tolles Frühstück.
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Tag 9
Loch Rannoch - Callander 88km
Der Morgen ging sehr gut los mit einem ausgiebigen Frühstück und reichlicher Auswahl in dem Schnöselhotel. Bei der Abfahrt vom Hotel über die ca. 5km Landstraße stellte sich bei mir etwas Frust ein aufgrund der heutigen Etappenlänge. Beim Abbiegen in den Wald haben wir eine Pumppause gemacht wo Frank dad zweite mal, diesmal hinten, der Ventilkern beim Abschrauben rausgeflogen ist und die Pause länger als erwartet wurde. Im Wald ging es über einen Singletrack mit Wurzeln und vielen Tannennadeln inkl. Steilen Anstiegen auf denen man schieben musste. Dadurch ist meine Laune auf den Tiefpunkt gefallen und äußerte sich in Flüchen wie “wir müssen uns in 20km einen Zug suchen sonst kommen wir heute garnicht mehr an” und “diese kack verbockt Placken werden wir auf den nächsten 80km haben, ich kotze jetzt schon ab!”. Frank hat die Aussagen hingenommen war aber weiter guter Dinge.

Nach dem Single Track ging es auf eine Forststraße weiter nach oben und die Vegetation hat sich weiter ausgedünnt. Irgendwann waren wir wieder in den kargen Schottischen Highlands und der Weg wurde schwieriger mit vielen Wasserläufen auf den Fahrrinnen und größeren steinen was die Laune von mir nicht besser machte.


Irgendwann während der ähnlichen Abfahrt wurde die Oberfläche aber wieder feinkörniger und unten angekommen ging es auf eine Landstraße. Diese Landstraße führte 20km durch das Tal, die Sonne kam raus, ein Regenbogen hat sich gebildet und meine Laune wurde etwas besser.

Am Ende der Landstraße ging es eine asphaltierte Strecke wieder nach oben. Jetzt hat Frank etwas abgekotzt aber konnte damit leben weil meine Laune immer besser wurde. Ich war zwar immer noch der Meinung, dass wir heute zu spät ankommen aber zumindest der angedrohte Zug war vom Tisch, es gab jetzt aber Rufe nach Routenänderung.

Die Asphaltstraße wurde immer löchriger und kaputter aber oben angekommen konnten wir sehen, dass es auch noch unten über Asphalt geht. Nach der Abfahrt und über eine weitere Landstraße durch das Tal kamen wir in Killin an wo es erstmal Mittag und eine Lagebesprechung gab. Die Entscheidung war, dass Frank weiter die Originalroute fährt und ich auf die Eurovelo Route ausweicht und so zwei verblockte Passagen vermeidet.
Hier trennen sich auch die Wege, weiter mit der Erzählung von Frank: Aus dem Dorf raus ging es 1,5km einen verblockten single trail nach oben mit einer 20cm breiten Spur die schon 30cm tief gefahren wurde. Oft musste ich anhalten und auch schieben weil es zu steil war. Danach ging es auf eine neu ausgeschüttete und verdichtete Waldautobahn die ebenfalls so steil war, dass man schieben musste. Beim Abbiegen ging es auf einen kaum benutzten Double Track wo es im Prinzip über zwei Spuren wieder ins Tal ging. Unten angekommen hörte ich hinter mir wie jemand ruft und ich sah Heiko, er war also nicht schneller als ich.
Wir sind dann wieder ca. 8km zusammen gefahren über die Eurovelo entlang eines Tals dauerhaft bergab was sehr entspannt war. Am Ende gab es noch asphaltierte Serpentinen bevor ich mich wieder von Heiko getrennt habe. Für mich ging es dann über Landstraßen weiter bis ich wieder auf einen Forstweg abgebogen bin. Hier bin ich ein paar Fasanen auf dem Weg begegnet die beim näher kommen erst gerannt und dann geflogen sind. Beim Fliegen haben sie laut losgeschrien und auf einmal sind um mich herum hunderte Fasane aus den Büschen hochgestiegen und haben auch geschrien. Danach ging es über einen flachen Single Trail an einem Fluss entlang mit großen Steinen und Wasser. Es hat Spaß gemacht, man ist aber nur langsam vorwärts gekommen. Danach wurde aus dem Single Track ein Double Track immer wieder steil nach oben und unten ging mit genauso großen Steinen und Wasser im Weg. Es war sehr anstrengend aber die pure Einsamkeit in dem von Regenwolken gedimmten Licht. Unterwegs habe ich Tierknochen gefunden und mich gefragt ob ich Pfeffersprqy gegen Wölfe hätte einpacken sollen.

Oben angekommen ging es auf einem Forstweg wieder schnell nach unten auf die Landstraße, wo ich Heiko schrieb wo ich bin. Dann hat ein Platzregen eingesetzt und ich bin auf der Straße weiter gefahren bin ich wieder auf die Veloroute geleitet wurde. Zu meiner Überraschung sah ich dann Heiko wieder der gewartet hatte und sich mit jemandem unterhielt. Wir sind dann zusammen das letzte Stück nach Callander gerollt und haben uns in dem netten B&B mit Restaurant bekochen lassen.
Ich (jetzt wieder Heiko) habe auf der gut ausgebauten Veloroute 7 sofort die Horden stolzer E-Bike-SUV Piloten gesehen. Ich habe danach eingesehen, dass verblockt der Preis für das unverfälschte Schottland ist. Da ich nun etwas Zeit hatte, konnte ich mich auch mal an (in) den Garbh Uisge setzen und dem Plätschern zuhören.


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Tag 10
Callander - Glasgow Art gallery and Museum 71km
Heute gab es relativ spät Frühstück um 8:30 Uhr, welches entsprechend schottisch ausgefallen ist. Wir sind lange Zeit der Veloroute 7 gefolgt, die zuerst an einem Loch über eine Landstraße gegangen ist, dann auf einen Waldweg abbog. Heiko hatte Spaß da der Boden einmal nicht verblockt war.

Wir kamen bei einer normal aussehender Forststraße raus die wir hochgefahren sind bis wir festgesellt haben, dass es eine Woods Road ist, wo Leute mit ihren normalen Autos und übergewichtigen Körpern auch mal den Wald erleben dürfen. Einige haben gemeckert weil wir gegen die autorichtung gefahren sind aber das war relativ egal. Hier haben wir auch eine sportliche Gravel-Fahrerin kennengelernt die ebenfalls schon einmal den Badger Divide gemacht hat und uns die Wood Roads erklärt hat. Sie war fix unterwegs. Als sie abbog haben wir uns verabschiedet nur um kurz danach festzustellen, dass Heiko uns falsch navigiert hat und wir in die gleiche Richtung wie sie mussten.
Auf dem langen bergab Stück über autofreie Waldwege haben wir sie aber nicht mehr eingeholt auch wenn sich Heiko alle Mühe gegeben hat. Unten angekommen hat sich Heiko wieder verfahren. Danach ging es über Landstraßen hoch und runter bis zum West Highland Way. Die Siedlungen und Dörfer wurden immer mehr und man kam immer weiter in die Zivilisation. Auf dem West Highland Way haben wir Unmengen an Wanderern gesehen die immer brav Platz gemacht haben.

Hier gab es auch leckeres Mittagessen wo uns ein Rotkehlchen Gesellschaft geleistet hat und die Krauts am Nebentisch philosophiert haben wer von den beiden den schöneren Hipster-Bart und das bessere soziogesellschaftliche Thema studiert hat.
Es ging den West Highland Way weiter bis nach Glasgow teilweise über von Frank geliebte, von Heiko gehasste verblockte Single Trails.
In Glasgow ging es über ziemlich dreckige Parks bis zur Glasgow Art gallery and Museum, was das offizielle Ende des Badger Divide darstellt. Wir waren glücklich, traurig und erleichtert gleichzeitig und wollten ein Finisher Foto machen. Beim diesem Versuch wurde Franks Fahrrad von einer jungen Dame mit Smartphone umgelaufen und es ist auf die Antriebsseite gefallen.

Wir hatten das Foto hatten und haben noch etwas über die Reise sinniert. Danach wollte Heiko (mal wieder) einen Brustgurt-Ersatz suchen, da fiel Frank auf, dass die Schaltung Scheiße ist, Diagnose Schaltauge verbogen. Zum Glück gab es Ersatz und nach 15 Minuten und diversen Flüchen waren wir wieder unterwegs. Nachdem Heikos Brustgurt wieder nicht auf Lager war ging es zum Bahnhof. In der Bierhalle (sie heißt wirklich so) haben wir unser Abendbrot und mehrere Hopfengetränke zu uns genommen. Wir konnten herrlich verschiedene vorbeikommende Passanten(innen) beobachten.
Im Bahnhof warteten wir auf unseren Nachtzug und Heiko ist angeblich mehrfach Kunde bei Burger King geworden.
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Tag 11
London Euston - Chelmsford 71km
Nachdem wir mit dem Nachtzug von Glasgow nach London gefahren sind, haben wir erstmal in einem feinen kleinen Hipster Café gefrühstückt. Das Essen war super wenn auch teuer. Ich habe mich über die Massen an Bromton Fahrräder gefreut, Frank hat es eher vor dem Verkehr gegraust. Bei der Abfahrt hat sich das Gefühl von Frank bestätigt. Massen an Fahrrädern warten an Ampeln gepaart mit Doppeldeckerbussen, Taxis und Autos haben eine Kulisse der Bedrohung geschaffen in der jeder Fehler zum Sturz und Tod führen kann (so Frank). Mir hat es hingegen anfangs total Spaß gehabt. Ich bin, wie in Berlin, zwischen Autos durchgehuscht, habe mich zwischen die Busse gedrängt und wäre in Franks Augen mindestens fast 3 mal überfahren worden. Die Fahrradfteundlichkeit der City kann man aber nicht abstreiten mit vielen Privilegien. Es ging am Buckingham Palast über den Big Ben zur Tower Bridge und die üblichen Landmarks abzuhaken.

Irgendwann wurde es aber auch Heiko zu stressig und wir waren froh, dass die Route uns langsam aus der City herausführte und an einem ziemlich verdreckten Kanal entlang abseits der Autos. Es roch nach Urin und anderen Körperausscheidungen. In der Vorstadt hat der Geruch gewechselt zu Abgasen und Müllgeruch. Autos waren sehr nah am überholen und der Verkehr war nicht mehr Fahrradfreundlich. Hier ging es durch sozial benachteiligte Gegenden wo überall Müllreste in den Vorgärten rumlagen und die Gehwege nie sauber gemacht wurden.
Nach einiger Zeit entlang von Schnellstraßen, einem Greenway (Fahrradstraße) mit Warnschildern vor Diebstahl und den üblichen stark befahrenen Straßen kamen wir endlich weiter raus und fuhren durch einen Park. Hier hat sich Frank eine Tretmiene vermutlich eines Hundes am Reifen eingefangen. War Scheiße aber konnte man nicht ändern. In dem Park liefen hunderte (vermutlich gezüchtete) Rehe herum die sich überhaupt nicht von uns gestört fühlten. Heiko hat sie angeklingelt, Frank fand das doof und meckerte. Auf den Feldwegen durch kleinere Wälder haben wir sehr viel Müll gesehen den die Leute einfach abgeladen haben, sogar zerschnittene Autokarossen und Tonnen an Kabeln. Wir waren ziemlich angewidert an dem Zeitpunkt und da passte es, dass Frank durch Tretmine Nummer 2 gefahren ist.

Auf einem Feld haben wir eine Gruppe von 30 “echten” Rehen gesehen die sich so verhalten haben wie sie sollten und wir hatten etwas bessere Laune. Wir wollten langsam ankommen und den Tag hinter uns lassen aber es dauerte noch etwas bis wir endlich in dem B&B ankamen. Der Zustand des B&B war ziemlich mies aber es sollte reichen für eine Nacht. Die Besitzer haben versucht das Beste aus dem zu machen was sie haben und daher haben wir es akzeptiert.
Bewegte Bilder vom Tag:
Tag 12
Chelmsford - Harwich 81km
Wir hatten am Vorabend die Tour (von Chelmsford nach Harwich) komplett umgeplant, die neue Tour ging oft entlang dem Eurovelo 2. Das war ein Mix aus wenig befahrenen Nebenstraßen und stärker befahrenen Straßen, ganz wenig Feldwege. Das war absolut OK für Heiko, Frank war tiefenfrustriert.

Dieser Status hielt bis Harwich an. Diese Etappe hatte tatsächlich in der Mehrzahl Lowlights. Das lowest Light war der weiße Lieferwagen, der uns auf einer sehr schmalen Landstraße mit sehr hoher Geschwindigkeit auf unserer Spur entgegenkam, und wirklich erst im letzten Moment eine Überlebenslücke aufgemacht hat. Abwechslung kam ein wenig auf bei diversen Arten von Roadkill die man erraten konnte. Wir kamen viel zu früh in Harwich an, Harwich ist nicht das überwältigendste Hafenstädtchen.

Wir hatten am Ende eine nette Strandkneipe gefunden, in der wir herrlich entspannt die Tour haben ausklingen lassen.

Die Überfahrt mit der Fähre war wiederum toll, besonders die tollen Kabinen. Am Tag danach ging es dann nur von Hook van Holland nach Den Haag. Wir hatten ein nettes Frühstückslokal gefunden. Im Zug saßen wir mit 2 anderen Bikepackern zusammen, die tatsächlich auch aus Schottland zurückkamen. Von daher war die lange Rückfahrt im Zug sehr kurzweilig.
Frank lässt seit dem Tag keine Ruhe und ist schon wieder am Planen für 2024, Smiley.
Nachwort von Heiko
Ich danke meiner Frau, dass sie mir die Freiheit für solche Geschichten lässt. Ich danke Frank, dass er meine Launen fast 2 Wochen ertragen hat. Auch geht mein Dank an Frank, da er tatkräftig an diesem Protokoll mitgewirkt hat (zum Schluss mehr als ich). Ich danke meinen Beinen und meinem Veloheld, dass sie mich nicht im Stich gelassen haben.
Nachwort von Frank
Als erstes möchte ich Heiko danken, dass er an dem schicksalshaften Abend in Hahnenklee das Brainstorming mit mir gemacht hat und Feuer und Flamme für ein echtes Abenteuer war. Natürlich danke ich meiner Frau, dass, bevor ich die Reiseidee ganz erklären konnte, sie bereits „ja“ (oder war es „worauf wartest du noch?“?) geantwortet hat. Auch unser Kleiner war sehr sehr tapfer sooo lange den Papa nur über das viereckige Ding in Mamas Hand zu sehen. Und ich danke auch Heikos Frau, die ihm seine Träume verwirklichen lässt und ihn hoffentlich erst in ein paar Jahren für verrückt erklärt, damit wir noch ein bisschen mehr Brainstormen dürfen.